Chronik

    Der Musikverein Landau wurde am 21. November 1860 von 22 Landauer Bürgern wiedergegründet. Vom Vorläuferverein gleichen Namens, wahrscheinlich in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden, wissen wir nur, dass er 46 Konzerte gab und 1843 ein großes pfälzisches Musikfest veranstaltete. Wann und warum er aufgelöst wurde, ist nicht bekannt. Unter den Gründungsmitgliedern von 1860 befinden sich viele Honoratioren der nach dem Anschluss an die Pfalzbahn aufstrebenden Südpfalzmetropole: Staatsbeamte, Lehrer, Anwälte, Ärzte, Apotheker und Offiziere der Garnison.

    Im äußerst bewegten ersten Jahrzehnt des neuen Vereins kam es immer wieder zu Dirigenten- und Vorsitzendenwechseln. Erst ab 1870 konsolidierten sich die Verhältnisse. Von Anfang an war es schwierig, geeignete Räume für die Proben und Aufführungen des Vereins, der anfänglich sogar ein eigenes Orchester mit Orchesterschule unterhielt, zu finden. Wegen Platzmangels war in diesen Jahren nur Vereinsmitgliedern der Zutritt zu den Konzerten gestattet - was dem Musikverein einen wahren Ansturm beitrittswilliger fördernder Mitglieder bescherte - was andererseits die Forcierung nach dem Bau einer städtischen Festhalle aus den Reihen des Musikvereins immer stärker werden ließ. Es sollten noch Jahrzehnte vergehen, ehe die Stadt Landau dank der groß- herzigen Ludowici-Spende den dringenden Wunsch des Musikvereins erfüllen konnte. Seit dem Musikfest am 09. Juli 1876 mit über 350 Mitwirkenden, die in der Augustinerkirche Händels "Samson" gestalteten und dies 800 Mark Überschuss erbrachte, sparte der Verein für den Bau einer städtischen Festhalle. Er konnte schließlich im Jahre 1907 19.200 Goldmark zu den Baukosten beisteuern. Mit dem Bau dieser prächtigen Jugendstilhalle war nicht nur das Problem einer geeigneten Aufführungsstätte gelöst, auch alle Proben konnten in einem Probelokal im Erdgeschoss stattfinden.

    Nach der Niederlage von 1918 gab es in Landau kein bayerisches Militär und damit auch keine Militärkapelle mehr. Der 1. Vorsitzende ergriff die Initiative zur Gründung eines "Pfälzischen Orchestervereins", die am 14.09.1919 in Anwesenheit vieler Vertreter pfälzischer Städte und Musikvereine im Hotel Schwan vollzogen wurde. Es war die Geburtsstunde des "Pfalzorchesters", der heutigen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

    Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 verlor der Musikverein seine Selbständigkeit und fand sich im "Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark" wieder. Gleichwohl konnte 1936 das Oratorium "Die heilige Elisabeth" von Joseph Haas aufgeführt werden.

    Von 1939 bis 1949 ruhte die Arbeit des Vereins. Zahlreiche Mitglieder fielen an den Fronten des 2. Weltkrieges, darunter auch der 1. Vorsitzende 1945 bei Berlin.

    Erst 1949 konnte der dezimierte Verein unter der Leitung von Frau Hertha Sedlaczek seine musikalische Arbeit wieder aufnehmen. Unter den veränderten Verhältnissen nach dem 2. Weltkrieg konnte der Verein kaum noch aus eigener Kraft große Konzerte selbst veranstalten. So übernahm das städtische Kulturamt die Ausrichtung der kostenintensiven Konzerte als Veranstaltungen im Rahmen des städtischen Kulturprogramms.

    Eine neue Epoche begann 1959 mit der Übernahme des Dirigats durch Werner Kloor, Konzertmeister beim Pfalzorchester, später Professor an der Musikhochschule Mannheim. Kloor führte den Verein zu eindrucksvollen Höhepunkten, besonders nachdem er 1970 auch den Beethovenchor Ludwigshafen dirigierte und beide Chöre oft vereint auftraten. 1968 erfolgte die Einspielung zweier Langspielplatten mit Beethovens 9. Sinfonie, die erfolgreich bis nach England, in die USA und nach Japan vertrieben wurde. In den achtziger Jahren unternahm der Verein insgesamt vier Konzertreisen nach Paris mit sieben umjubelten Aufführungen der "Missa solemnis", der 9. Sinfonie und des "Verdi-Requiems" in der Eglise St. Roch, in der Eglise St. Madeleine sowie im Salle Pleyel. Nachdem der inzwischen verstorbene Werner Kloor, 34 Jahre musikalischer Leiter des Musikvereins krankheitshalber verzichten musste, übernahm 1994 mit Hans Jochen Braunstein ein junger, äußerst vielseitig ausgebildeter Germanist, Schulmusiker und Kapellmeister die musikalische Verantwortung des seinerzeit 75 Personen starken Oratorienchors.